Milchviehhaltung killt nicht
das Klima

Pressemeldung

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Meike Mieke

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Wie die Minderung von Treibhausgasen in der Milchrinderhaltung dennoch vorangetrieben wird

Das Treibhausgas Methan (CH4) aus der Milchrinderhaltung ist im Gegensatz zu fossilem Methan im Kohlenstoffkreislauf bilanziell nicht dauerhaft klimawirksam. Diese naturwissenschaftlich belegte Tatsache untermauerte Detlef May, Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung (LVAT) Groß Kreutz auf der Milchkonferenz des Landesbauernverbandes Brandenburg, die in enger Zusammenarbeit mit den assoziierten Verbandspartnern für Rinderzucht und Milchleistungskontrolle Anfang Oktober beim Unternehmen Rhinmilch in Fehrbellin stattfand.

Kühe nehmen Kohlenstoff mit dem Futter aus frischem Weidegras, Silagen und eiweißreichen Hülsenfrüchten auf. Das beim Verdauungsprozess der Pflanzenmasse entstehende Methan wird innerhalb einer Dekade wieder in CO2 umgewandelt. Dieses ist wiederum der Ausgangsstoff für die lebenserhaltende Photosynthese der Pflanzen. Die großzügigen Grünlandflächen Brandenburgs mit ihren Weidegrasbeständen, die knapp ein Viertel (23,8 Prozent) der landwirtschaftlichen Nutzfläche Brandenburgs ausmachen, fungieren demnach als bedeutende CO2-Speicher.

„Wir müssen unser Grünland als wichtigsten Kohlenstoffspeicher der Welt unbedingt erhalten. Nur Wiederkäuer wie die Kuh sind in der Lage, relevante Mengen an Pflanzenfasern, die der Mensch und mono-gastrische Tierarten wie Huhn und Schwein nicht verwerten können, in tierisches Protein umzuwandeln“, führte May aus.

Trotzdem sei es sinnvoll, den CO2-Fußabdruck der Milchviehhaltung aktiv zu verringern, da andere Berei-che der Landwirtschaft dadurch entlastet werden. Dies erreichen Brandenburgs Milchviehhalter in erster Linie durch ihre Fütterungspraxis, in die Jahrzehnte lange Tierhaltungsforschung als auch die eigenen Betriebserfahrungen einfließen. Es gilt: je höher der Grundfutteranteil aus heimischen Futterpflanzen von den eigenen Ackerschlägen, desto besser die CO2-Bilanz.

Bestes Beispiel für die individuelle betriebliche Expertise in der emissionsarmen Fütterung ist die Rückbe-innung auf die uralte Kulturpflanze Luzerne. Die kleinkörnige Leguminose mit ihren vielen ökologischen Vorzügen als tief wurzelnde und Stickstoff bindende Pflanze war in der Milchrinderhaltung der DDR wichtigste Eiweißkomponente in der Futterration. Auf dem Luzerne-Feldtag des LBV, der Ende September auf den Rekultivierungsflächen des Braunkohletagebaus in der Lausitz stattfand, erläuterte Bernd Starick, LBV-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Bauern AG Neißetal, den signifikanten emissionsmindernden Effekt, der allein durch die Fütterung mit Luzerne im Milchrinderstall erreicht werden kann.

„Luzerne auf dem Acker bindet pro Jahr und Hektar etwa 300 Kilogramm Stickstoff. Ein Teil verbleibt mit der Wurzel im Boden und steht der nachfolgenden Kultur als Nährstoff zur Verfügung. Der Grünanteil geht als Futter in den Stall, verlässt die Kuh in Form von Milch als auch als Gülle, die als wertvoller organischer Dünger wiederum die Kulturen nährt. Auf diese Weise wird mineralischer Dünger eingespart. Die Minimierung des CO2-Ausstoßes wird immer mehr zu unserem täglichen Geschäft.“ Nach wie vor fehlt in den Umweltprogrammen des Landes jedoch eine praxistaugliche Förderung des Leguminosen-Anbaus, die Anreize für den schwierigen Anbau der klimafreundlichen Hülsenfrüchte am Standort Brandenburg setzt
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Erst vor wenigen Tagen hatten zudem 40 Führungskräfte von Brandenburger Milchrinderhaltungen an dem durch das Land Brandenburg geförderten Workshop „KIBRA – Klimaschutz in der Nutztierhaltung“ teilgenommen. Hier haben sie praxistaugliche Strategien zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks und zur Emissionsminderung von Treibhausgasen im Betrieb erarbeitet, die in die Breite getragen werden sollen.

Fazit: Die Klimawirkung der Milchviehhaltung wird nicht durch den Verzicht auf Milch erzielt, sondern durch eine effektive Milchproduktion dank effektiven Futterbaus und einer Fütterung, die die Gesundheit, die Leistung und die Langlebigkeit der Kuh berücksichtigt. Die Milch erzeugenden Betriebe in Branden-burg können das und entwickeln es weiter. Milch aus Brandenburg ist daher unsere erste Empfehlung.