15,5 Prozent Ökofläche bedeuten lange nicht
15,5 Prozent Brandenburger Bioprodukte im Regal! 

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Meike Mieke

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Der LBV Brandenburg wirbt für eine ganzheitliche Betrachtung der landwirtschaftlichen Produktion statt einseitige Ausrichtung 

(Teltow, 19.2.2023) 15,5 Prozent ökologische Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzfläche platzieren das Land Brandenburg im bundesweiten Vergleich an die dritte Stelle nach dem Saarland und Hessen. Dieser hohe Flächenanteil ökologischer Erzeugung spiegelt sich jedoch nicht in einem ähnlich großen Verkauf von Bioprodukten im Handel wider. Griffige Schlagzeilen, die den hohen Öko-Bewirtschaftungsanteil als positiv herausstellen, verpuffen, zieht man die konkreten Zahlen des Anbaus, der in den Handel gehenden Bio-Erzeugnisse und des tatsächlichen Verkaufs an den Endkunden heran.

Diesen Zusammenhang lieferte übersichtlich und umfangreich der erste „Biomarktbericht Berlin-Brandenburg“ des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) vom 10. Februar dieses Jahres. Ökologischer Futteranbau (23 %), Bio-Getreide-Anbau (29 %) und Grünland (39 %) bilden demnach die pflanzenbaulichen Schwerpunkte im Ökolandbau. Auf lediglich einem Prozent der ökologisch bewirtschafteten Fläche wachsen Gemüse, Kartoffeln oder Dauerkulturen. Diese, aus den benachteiligten Standortbedingungen Brandenburgs schnell herleitbare, Situation spiegelt sich in den zwei folgenden Fakten des Berichts wider.

Erstens: Einer ermittelten Einkaufsmenge der Bevölkerung von über 40.000 Tonnen frischem Bio-Gemüse in Brandenburg und Berlin im Jahr 2022 stehen nur knapp 6.000 Tonnen geerntetes Bio-Gemüse aus dem Land gegenüber. Zweitens: Für die Herstellung von Bio-Brot und Bio-Frischgebäck in Brandenburg und Berlin sind gut 70.000 Tonnen, vor allem Weizen, notwendig. Produziert werden jedoch nur etwas mehr als 40.000 Tonnen, vor allem Roggen, der besser mit den Brandenburger Bedingungen auskommt und nicht ohne weiteres durch die wesentlich anspruchsvollere Kultur Weizen ersetzt werden kann.

Weder beim Gemüse noch beim Getreide kann demnach unter ökologischen Bewirtschaftungsbedingungen das Potenzial von mehr Bio-Ware aus Brandenburg ausgeschöpft werden, da die nährstoffarmen, trockenen Böden dies nicht hergeben. Eine Steigerung des Anteils von qualitativ hochwertigen, regional und klimaschonend erzeugter Produkte im Supermarktregal kann demnach nur erreicht werden, wenn – wie schon oft vom Landesbauernverband formuliert – ökologische und konventionelle Urproduktion heimischer Lebensmittel zusammen gedacht und verteidigt werden.

Auch der Blick in den Bereich Fleischerzeugung offenbarte: Die extrem niedrigen Tierbestände im Land Brandenburg haben einen verschwindend geringen Anteil an der Produktion von Bio-Frischfleisch zur Folge, mit „Ausnahme von Bio-Rindfleisch. Hier kommt Brandenburg auf 12 Prozent an der Erzeugung in Deutschland. Gestützt wird dieser Anteil durch den hohen Anteil an Bio-Mutterkühen von fast 16 Prozent der Bio-Bestände in Deutschland“, lautete es in der Mitteilung des MLUK.

„Brandenburgs heraus ragende Mutterkuhhaltung ist die eigentliche Schlagzeile des Bio-Marktberichts Berlin Brandenburg“, stellt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg hierzu fest. „Sie weiden auf dem in Brandenburg mit über 300.000 Hektar reich vorhandenen Grünland, von denen jedoch zukünftig 260.000 Hektar für die Wiedervernässung vom Landwirtschaftsministerium ins Auge gefasst werden. Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir uns vor lauter hoch gesetzten Zielen der Regionalvermarktung, des Ökolandbaus und des Klimaschutzes nicht regelmäßig in Zielkonflikte begeben. Eine ganzheitliche fachlich geleitete Betrachtung des Sektors Landwirtschaft in Brandenburg und seiner Potenziale erscheint uns nach diesem Bericht mehr als angebracht.“