Brandenburgs Bauern ziehen Erntebilanz
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Ausreichende Rohstoffe bieten wenig Grund für hohe Lebensmittelpreise
(Teltow, 28.08.2025) Zum Abschluss der Getreideernte 2025 bilanziert der Landesbauernverband Brandenburg einen Ertrag von 2,21 Millionen Tonnen. Dieser übersteigt den Wert des Vorjahres um fünf Prozent, bleibt jedoch insgesamt unter den fünfjährigen Mittel von 2,35 Millionen Tonnen Getreide.
Die Bilanz wird jedoch in Teilen durch Qualitätseinbußen des gedroschenen Korns geschmälert – insbesondere beim Weizen als wichtigste Marktfrucht.
„Nach einer außergewöhnlich langen Zitterpartie mit extremer Trockenheit von Februar bis Juni in diesem Jahr, können wir heute unsere Vorhersage zum Erntebeginn bestätigen“, berichtet der Präsident des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff. „Eine eigentlich absehbare Katastrophe blieb aus. Der Dauerregen im Juli hielt unsere Mähdrescher jedoch lange auf den Betrieben fest. Erst Anfang August konnte die Ernte, nach drei Wochen Pause, mit hohem personellem und materiellem Einsatz fortgesetzt werden.“
Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt betonte: „Ein besorgniserregendes trockenes Frühjahr und viel zu viel Regen zum Erntebeginn – das Wetter in einigen Regionen in Brandenburg war für unsere Landwirtschaft auch in diesem Jahr sehr herausfordernd. Als Ministerin habe ich auf das Wetter keinen Einfluss. Was ich aber mit aller Energie tun werde, ist es, weiter für einen deutlichen Bürokratieabbau in der Landwirtschaftspolitik zu kämpfen. Die Abschaffung der Stoffstrombilanz auf Bundesebene ist da nur ein erster Aufschlag, der gelungen ist. In Brandenburg haben wir die Wirtschaftsdüngermeldeverordnung reformiert und bereits einige überflüssige Verordnungen gestrichen. Gemeinsam mit meinen Ministerkollegen aus den östlichen Bundesländern werde ich mich bei den Verhandlungen mit der EU zur GAP 2028 für die berechtigten Forderungen unserer Landwirte nach einer Verstetigung der Förderung einsetzen. Dabei müssen auch die besonderen Strukturen der ostdeutschen Landwirtschaft mit ihren zumeist großen Betrieben berücksichtigt werden. Die Forderung nach verlässlicher finanzieller Sicherheit gilt übrigens auch für die Förderung der ländlichen Räume, die weiterhin die Unterstützung durch die EU benötigen, um attraktiv und lebenswert zu bleiben.“
Schutz der Pflanzen neu ausrichten
„Angesichts von vermehrt auftretenden invasiven Schädlingen und Krankheiten an vielen Standorten Deutschlands müssen wir uns mit dem Thema des integrierten Pflanzenschutzes intensiv und vor allem lösungsorientiert befassen“, so Wendorff vor dem Hintergrund der Verbreitung der Schilf-Glasflügelzikade und des Japan Käfers in verschiedenen Regionen Deutschlands.
„Wir stehen als Brandenburger klar hinter der Forderung des Deutschen Bauernverbandes, dass eine einheitliche europäische Zulassungsstelle für Pflanzenschutzmittel zwingend erforderlich ist. Unterschiedlichen, wettbewerbsverzerrenden Zulassungspraktiken in den Mitgliedsstaaten ist endlich ein Riegel vorzuschieben.“ betont Henrik Wendorff.
Ernte im Zeichen von Trockenheit
Zwischen dem 1. Februar und 31. Mai 2025 fiel weniger als die Hälfte des Niederschlags, der normalerweise in dieser Zeit zu erwarten wäre. Besonders markant war dies im meteorologischen Frühlingsmonat März mit durchschnittlich 14 Litern pro Quadratmeter, nur 40 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991 bis 2020) von 36 Litern. Bis Ende Juni bestimmte extreme Trockenheit die Wachstumsbedingungen für die Feldkulturen. Trotz Sorgenfalten der Landwirtinnen und Landwirte hinsichtlich dieser klimatischen Herausforderungen konnte die Ernte mit der Gerste als erste Feldfrucht am 30. Juni 2025 jedoch pünktlich starten.
Blick in die einzelnen Kulturen
Mit 60,8 dt/ ha liegt Brandenburgs Ertragsbilanz beim Winterweizen bundesweit zwar an letzter Stelle (Schleswig-Holstein: 91 dt/ha, Nordrhein-Westfalen: 80 dt/ha, Bayern: 71 dt/ha). In Regionen mit besseren Böden wie in der Uckermark freuten sich die Pflanzenbauer jedoch über Ernten von durchschnittlich 69 dt/ha.
Stark heterogen war auch in diesem Jahr der Aufwuchs von Roggen, doch konnte sich Brandenburgs Traditionsgetreide von einem durchschnittlichen Hektarantrag von 35,5 dt/ha im Jahr 2024 auf 41,4 dt/ha in diesem Jahr um mehr als 16 Prozent steigern. Winterraps als wichtigste Ölfrucht der Brandenburger Landwirtschaftsbetriebe enttäuschte hingegen erneut mit durchschnittlich nur 26,9 dt/ha, weit entfernt vom fünfjährigen Mittel (2018-2023) von 29,2 dt/ha.
Trotz erheblicher Verluste bei den frühen Sorten durch starke lokale Niederschlagsereignisse im Juli steht die Kartoffel gut da. Erträge und Qualitäten sind vielversprechend. Die Anbaufläche vergrößerte sich in diesem Jahr von 10.700 Hektar um weitere 747 Hektar auf rund 11.500 Hektar. Auch die Sonnenblumen wachsen in diesem Jahr auf einer größeren Anbaufläche von 21.400 ha. Brandenburg bleibt damit Deutschlands größte Erzeugungsregion der wertvollen Ölpflanze, deren Bestände jedoch derzeit ein uneinheitliches Bild abgeben.
Herausfordernd ist weiterhin der Anbau der Erbse, die Leguminose, die für den Standort Brandenburg eigentlich das meiste Potenzial mitbringt. Die Restriktionen im Pflanzenschutz setzen diese wichtige Hülsenfrucht mit der ihr eigenen Superkraft der Stickstoffanreicherung im Boden jedoch unnötigem Unkrautdruck aus.
Preissituation im Ackerbau katastrophal
Der Ackerbau in Brandenburg ist derzeit nicht kostendeckend. Die Landwirte müssen ihren Futterweizen aktuell deutlich unter den Produktionskosten veräußern. Getreide mit besseren Qualitäten (E-/A-Weizen) werden besser vergütet, sind aber in geringeren Mengen eingefahren worden.
Wendorff: „Mit dem derzeitigen Preisniveau aus den 90er Jahren wird die Luft für viele landwirtschaftliche Unternehmen immer dünner.“