Bodenschutz: Freiwilligkeit nutzen – Hecken anlegen

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Bodenschutz: Freiwilligkeit nutzen – Hecken anlegen

(Teltow, 29.10.2025) Im Rahmen seiner politischen Fachveranstaltung „Gehölzstrukturen im Spannungsfeld von Praxis, Recht und Förderung“ des Projekts KlimaBauernBB warb der Landesbauernverband Brandenburg gestern vor dem Berufsstand dafür, das Engagement für das Anlegen von Hecken und Gehölzen auf den Ackerschlägen zu verstärken. Dabei ist dem Verband der hohe Anspruch an die Investitions- und Innovationsbereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte bewusst, genauso so wie die Herausforderungen bei der betrieblichen Planung und der Klärung der Pacht- und Eigentumsverhältnisse, die damit einher gehen. Auch wurde auf teilweise hinderliche Normen verwiesen, die einer Flexibilisierung bedürfen. Nicht nur die Landwirtschaft entwickelt sich weiter, auch z. B. der Naturschutz muss sich weiterentwickeln, um den Realitäten des 21. Jahrhunderts Rechnung zu tragen. .

Anlass für die Auseinandersetzung mit dem Thema sind die äußerst nachteiligen Auswirkungen der klimatischen Veränderungen am Standort Brandenburg auf die Bodenbeschaffenheit, die nicht mehr ignoriert werden können. Ein weiterer wesentlicher Grund ist der stark zunehmende politische Druck, den Boden als wichtigstes Produktionsmittel der Landwirte vor diesen Auswirkungen zu schützen und für die nachfolgende Generation zu erhalten.

Seit den 1980er beobachtet die Wissenschaft aufgrund des Klimawandels eine Austrocknung des Erdreichs oberhalb des Grundwasserspiegels (ungesättigte Bodenzone), die für das Pflanzenwachstum wichtig ist, erläuterte Prof. Gunnar Lischeid vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). An der Bodenoberfläche sorgen steigende Temperaturen und zunehmende Winde für eine starke Staubaufwirbelung bei der Bodenbearbeitung, mit der auch organischer Kohlenstoff verloren geht. Gehölzstrukturen seien ein grundlegender Baustein, den Folgen von Trockenheit, Niederschlagsarmut im Wechsel mit Starkregenereignissen am Standort Brandenburg zu begegnen.

Hecken und Gehölze werden auch das Mittel der Wahl sein, die politischen Anforderungen im Zuge der europäischen Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (WVO) zu erfüllen, betonte LBV-Hauptgeschäftsführer Denny Tumlirsch, wenn sie ganzheitlich und multifunktional genutzt werden. Die Umsetzung der WVO ist bereits ab Ende 2026 geplant und soll u.a. mit dem Indikator eines steigenden Niveaus von Feldvogelpopulationen gemessen werden. Die Feldvögel benötigen wiederum Hecken und Gehölzstrukturen als Lebensräume. Durch Gehölze hergestellte Kleinstrukturen in der Agrarlandschaft sind zudem dienlich für den sachgerechten Pflanzenschutz. Sie sind hilfreich bei der Angabe der Wasser- und Erosionskulissen im Agrarförderantrag und – nicht zuletzt - ein wertvoller Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Landwirtschaft.

Die Umsetzung von Heckenpflanzungen oder ähnlichen Maßnahmen zum Bodenschutz und zur Schaffung neuer Lebensräume ist angesichts der historisch gewachsenen Agrarstrukturen im Land Brandenburg alles andere als einfach. Noch in den 70er Jahren mussten Hecken und Gehölzreihen dem Bedarf an Effizienz und Maschinenbefahrbarkeit in der Landwirtschaft der DDR weichen, die primär die Binnenversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln im Blick hatte. Mit der Zusammenlegung von Ackerfläche zu größeren Nutzflächen gingen allerdings Lebensräume für viele Tier- und Insektenarten verloren. Die Neu-Anlage von Gehölzstrukturen kann diesen Prozess neugestalten und hebt weitere Synergien für neue Wertschöpfung. Hierfür wurden sehr interessante Fördermöglichkeiten aus Mitteln des Naturschutzfonds des Landes Brandenburg sowie des Unternehmens VIVO Carbon auf der Veranstaltung vorgestellt. Auch EU-Mittel im Rahmen der Agrarförderung können genutzt werden. Agrarministerin Hanka Mittelstädt rundete den Tag ab und hob die besondere Bedeutung von Hecken und Gehölzen für den Bodenschutz aus Sicht des Ministeriums hervor.

Der Landesbauernverband motiviert die landwirtschaftlichen Unternehmen, jetzt das vorhandene Spektrum an Fördermöglichkeiten zu nutzen, um freiwillig in Gehölzstrukturen zu investieren, bevor verpflichtende Maßnahmen per Ordnungsrecht auferlegt werden. Weiterführende Informationen erhalten Mitglieder über das Verbandsprojekt KlimaBauern Berlin-Brandenburg.