Hippe Kulturen brauchen Schutz
und Züchtung

Pressemeldung

Blaue Lupine auf der Versuchsparzelle in Paaren Glien. Nährstoffarmut und Trockenheit setzen dem Bestand zu. Foto: MMieke

LBV-Pressestelle

Meike Mieke

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Infotag an den Parzellen offenbarte Chancen und Herausforderungen von Anbau-Alternativen

(Teltow, 16.6.2023) Auf dem gestrigen Feldtag wurden auf 50 Demonstrationsparzellen im Schaugarten des MAFZ Paaren alternative, trockenheit- und hitzeresistentere Arten von Getreide, Hülsenfrüchten, Ölpflanzen, Gemüse als auch Kräuter und Agroforst für den Brandenburger Standort vorgestellt. Einmal mehr wurde die Wichtigkeit von Züchtungsforschung in Verbindung mit Pflanzenstärkung und Pflanzenschutz deutlich.

„Hippe“, proteinreiche Hülsenfrüchte (Leguminosen) wie Sojabohnen, Kichererbsen, Lupinen, aber auch Hirse, Nutzhanf bzw. Wurzelgemüse und Knollenfrüchte sind essenzieller Bestandteil der veganen Ernährung. Ein Anbau in nennenswerten Größenordnungen ist für die Landwirtinnen und Landwirte auf den sanddominierten, leichten Böden Brandenburgs mit seinem trockenen Klima jedoch eine enorme Herausforderung, wenn das Zusammenspiel zwischen standortangepasster Züchtung und den darauf abgestimmten Maßnahmen für die Pflanzengesundheit nicht funktioniert.

Insbesondere die großkörnigen Leguminosen verlieren in der Regel den Konkurrenzkampf um Nährstoffe und Wasser gegen die um sie herum sprießenden Unkräuter. Die für Brandenburg typische Frühsommertrockenheit schwächt die Pflanzen zusätzlich und beeinträchtigt die Ausbildung verarbeitungsfähiger Früchte. Zwar arbeitet die klassische Pflanzenzüchtung intensiv an der Optimierung des Saatgutes für die verschiedenen Standortbedingungen. Vom Start der Züchtung einer neuen Sorte, die unter nachteiligen Standortbedingungen mit möglichst wenig Pflanzenschutzmitteleinsatz zu gesunden Beständen aufwächst, bis zu dem Zeitpunkt, zu dem das Saatgut in der Breite den Landwirten zur Verfügung steht, dauert es im Schnitt jedoch 15 Jahre. „Neue Technologien in der Pflanzenzüchtung unter Anwendung der Gen-Schere CRISPR/Cas könnten diesen Zeitraum deutlich verkürzen und somit zu mehr Vielfalt auf dem Acker mit bienenfreundlichen und ernährungsrelevanten Hülsenfrüchten beitragen“, so Stefan Beuermann von LeguNet, dem von der Bundesregierung getragenen Netzwerk zur Umsetzung der bundesweiten Eiweißpflanzenstrategie. Er stellte auf dem Parzellentag die Leguminosenparzellen vor, denen man die schwierigen Aufwuchsbedingungen im märkischen Sand deutlich ansah.

Wiederholt hatte der Landesbauernverband Brandenburg in der Vergangenheit auf die Notwendigkeit einer praxisnahen Leguminosenförderung aufmerksam gemacht, die den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel nicht von vornherein ausschließt und das hohe Ausfallrisiko der Kulturen auffängt. „Wir brauchen eine Leguminosenförderung nach dem Vorbild von Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz“, fordert daher Thomas Goebel, Vorsitzender des LBV-Ackerbauausschusses, erneut die Übertragung erfolgreicher Länder-Ansätze für die Förderung des Leguminosen-Anbaus auf alle Bundesländer.
„Nur so schaffen wir es, diese ökologisch wertvollen Kulturen über mehrere Jahre hinweg auf unseren Feldern zu etablieren und den Verarbeitern die erforderlichen Liefermengen zur Verfügung zu stellen. Wenn wir hier nicht bundesweit Züchtung, Pflanzenschutz und Anbau dank einer klugen Förderung voranbringen, wird unser Eiweißpflanzenbedarf – auch für die menschliche Ernährung – weiterhin durch Importe aus Brasilien, den USA oder Argentinien abgedeckt werden. Mit allen Folgen für die Ökosysteme dort.“