Jeden Tropfen Speichern!

Pressemeldung

In die Jahre gekommene Fließwasserführung in Brandenburg - Uckermark
Foto: HBrantsch

LBV-Pressestelle

Meike Mieke

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Für die Verbesserung des Wassermanagements in der Brandenburger Landwirtschaft sehen wir jede Menge Angriffspunkte, die wir gemeinsam mit allen Wasser-Akteuren anpacken müssen.
Der LBV zum Weltwassertag.

(Teltow, 22. März 2022) „Landwirtschaft lebt vom Regenwasser! Trockenheit und Hitze sind für unsere Kulturpflanzenbestände erhebliche Stressfaktoren und am stärksten verantwortlich für Ertragsausfälle und Qualitätsminderungen. Die extrem trockenen, heißen Sommer in 2018, 2019 und 2020 haben uns gelehrt, dass wir verstärkt gegensteuern und das Wasser in der Region halten und speichern müssen. Bodendeckung, Sortenwahl, Modernisierung von Rückhalte-Becken und ein Überdenken des Abführens von geklärtem Wasser aus der Region sind darauf einzahlende Maßnahmen, die wir am heutigen Weltwassertag einbringen möchten,“ erklärt der Präsident des Landesbauernverbandes Henrik Wendorff.

Brandenburgs Pflanzenbauer setzen verstärkt auf Boden deckenden Zwischenfruchtanbau mit Ramtillkraut oder Serradella für besonders trockene Standorte oder mit wertvollen, Boden regenerierenden Pflanzen wie verschiedene Kleearten, Phacelia, Senf oder Ölrettich. Ihnen allen ist gemein, dass sie über den Winter bzw. zwischen zwei Hauptkulturen den Boden bedecken, in der Regel abfrieren und untergearbeitet werden. Die so angereicherte organische Substanz ist notwendig, um Humus aufzubauen, der das Regenwasser hält und vor Bodenerosion schützt.

Brandenburgs sanddominierte Böden erwärmen sich jedoch bei hohen Temperaturen sehr schnell, sodass die organische Substanz schneller zersetzt wird. Die Humusbildung als primäre Maßnahme für die Landwirtschaft, das Wasserspeichervermögen im Boden zu erhöhen, wird dadurch erschwert. Im LBV-Projekt Klimabauern Berlin-Brandenburg, das im Juli 2021 an den Start ging, tragen Landwirte daher ihre Erfahrungswerte und Lösungsansätze für einen erfolgreichen Humusaufbau auf herausfordernden Standorten zusammen und regen mit diesen Best-Practice-Ansätzen die Berufskollegen zur Nachahmung an. Hier sei zum Beispiel auf die Bodenbearbeitungspraxis „Strip-Till“ von Klimabauer Hannes Deter von der Agrargenossenschaft Ländchen Bellin eG Lentzke aufmerksam gemacht, bei dem lediglich die Pflanzrillen bearbeitet werden, der Rest des Ackers jedoch mit Mulch bedeckt bleibt, unter dem die Feuchtigkeit gehalten wird.

Anreize für verstärkte Investitionen in aktives Wassermanagement sollten zudem im Kultur- und Landschaftsprogramms (KULAP) des Landes Brandenburg implementiert werden, welches Mittel der 2. Säule der EU-Agrarförderung in Maßnahmen der klima- und umweltgerechten Bewirtschaftung lenkt, so ein weiterer Vorschlag aus dem Verband. Eng verknüpft mit der auf dem Landesbauerntag eingeforderten Förderung des Leguminosenanbaus, der für die Verbesserung des Wasserhaltevermögens der Brandenburger Böden von großer Bedeutung ist, würde der Hebel da ansetzen, wo er wirklich gebraucht wird: auf den sanddominierten Böden Brandenburgs mit geringem Wasserspeichervermögen, Erosionsanfälligkeit und Nährstoffarmut. Bereits in Brandenburg erprobte Anbauverfahren von Lupine, Platterbse, Sojabohne oder auch Kichererbse könnten so ausgebaut und für den heimischen Nahrungsmittelmarkt verstärkt zugänglich gemacht werden.

Akuten Handlungsbedarf sehen Brandenburgs Landwirte jedoch hinsichtlich der Funktionalität der bestehenden Infrastruktur von Rückhalteanlagen zur Regenwassernutzung. Das Wasser kann vielerorts durch marode Stausysteme nicht in der notwendigen Zeit auf einer bestimmten Fläche zurück gestaut werden, um Kulturpflanzen mit Wasser zu versorgen. Zwar engagieren sich Gewässer- und Bodenverbände in einzelnen Landkreisen vor Ort, um Stauanlagen instand zu setzen. „Es bedarf jedoch des landesweiten Plans zur Ertüchtigung bestehender Anlagen und der Errichtung neuer künstlicher Rückhaltebecken, um zu verhindern, dass ein erheblicher Teil des dringend benötigten Wassers ungenutzt abfließt“, wiederholt Henrik Wendorff eine Forderung des LBV bereits aus dem letzten Jahr, als Starkregen die Felder überflutete und ein Bewirtschaften nicht möglich war. Immerhin wird eine großflächig angesetzte Evaluierung des Kostenumfangs für die Errichtung größerer Wasserspeicherbecken derzeit vom Thünen-Institut durchgeführt.

„Ähnlich groß müssen wir auch innovative Verfahren der Nutzung des aufbereiteten Wassers aus den Kläranlagen denken, welches unsere Region in Millionen Kubikmeter-Massen über die Flüsse in Richtung Ostsee verlässt. Dieses in unserer Region zu halten und für die Landwirtschaft verfügbar zu machen, wäre ein gigantisches aber auch zukunftsweisendes Unterfangen, an dem wir gern mitarbeiten würden.“