Kommentar

Foto: Jens Schreinicke

Pressesprecher

Dr. Tino Erstling

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Schon 11 Kälber in dieser Kalbesaison verloren

Er hat wieder zugeschlagen, der Wolf. Diese Nachricht schockiert niemanden mehr. Zu groß ist der Gewöhnungseffekt, jedenfalls in den Städten, dort wo die Mehrheit lebt, die Wahlen entscheidet. Sie ist nicht betroffen. Natürlich nicht. Erst wenn die kleine Marie-Luise aus Babelsberg ihr Pony tot und mit geöffneter Bauchhöhle auf der Koppel findet, wird es wieder einen Aufschrei geben. Vielleicht wird in diesem Zusammenhang auch die Frage gestellt, wie die Verantwortlichen dulden konnten, dass sich in Brandenburg eine der höchsten Wolfsdichten etablieren konnte.
Mein Nachbar, Mutterkuhhalter in Lütte, hat in dieser Kalbesaison bereits 11 Kälber an das Lüttener Wolfsrudel verloren, trotz vermeintlich wolfssicherer Umzäunung. Der Wolfsgutachter war vor Ort, das Landesumweltamt prüft von Amts wegen, wie es so schön heißt. Eigentlich stünde die Entnahme des Wolfsrudels an, aber es wird wieder Gründe geben, warum das in diesem konkreten Fall gemäß Brandenburger Wolfsverordnung nicht möglich ist. Alles wie immer.
So kann es nicht weiter gehen. Ich appelliere deshalb an unseren Umwelt- und Landwirtschaftsminister, sich öffentlich an die Bundesumweltministerin zu wenden. Sie muss endlich Kontakt zu ihren polnischen und baltischen Amtskollegen aufnehmen. Gemeinsam müssen sie die aktuellen Individuenzahlen der baltisch-osteuropäischen Wolfspopulation, zu der auch die Brandenburger Bestände gehören, nach Brüssel melden und so darauf aufmerksam machen, dass deren günstiger Erhaltungszustand längst erreicht und der hohe Schutzstatus von Canis Lupus nicht länger zu rechtfertigen ist. Das wäre die Voraussetzung für die längst überfällige Regulierung der Wolfsbestände.
Wir Brandenburger Weidetierhalter wollen die Region ernähren und kein Wolfsfutter züchten. Und wir wollen auch, dass Marie-Luise aus Babelsberg weiterhin Freude an ihrem Pony hat.

Jens Schreinicke, Wolfsbeauftragter des LBV

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16.2.2021: PM