Schäden durch Wildvögel auf
Feldern nehmen überhand
presseMELDUNG
Schäden durch Wildvögel auf Feldern nehmen überhand –
Landwirte fordern Verlustausgleich aufgrund des hohen Schutzes der Tiere
(Teltow, 07.11.2025) Im Ergebnis eines Fachgesprächs zum Thema „Schäden an Ackerbaukulturen durch Kraniche, Gänse und Co“ mit mehr als 40 Pflanzenbauverantwortlichen etablierter landwirtschaftlicher Unternehmen in Brandenburg drängt der Landesbauernverband auf baldige Maßnahmen zur Kompensation von Schäden durch Wildvögel.
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Immer mehr Kraniche und Gänse fressen die Saat und Keimlinge, verursachen großflächige Trittschäden und hinterlassen massenhaft Kot, der zu verunreinigenden Einträgen in Boden und Gewässern führt. Besonders betroffen sind Acker- und Grünlandbetriebe in Regionen mit hohen Rastflächen von Wildvögeln wie dem Westhavelland, dem Oderraum und dem Niederlausitzer Seenland. Die Wildvögel sind mittlerweile ganzjährig auf den Feldern anzutreffen. Bereits heute kann nicht mehr von einem saisonalen Phänomen gesprochen werden, bestätigten die Betriebsleiter vor Ort.
„Kraniche haben eine bemerkenswerte Orientierung stärker als jedes GPS-Signal. Sie spüren unsere frisch gedrillten Maiskörner als Futter auf, auch wenn sie bereits einige Zentimeter unter der Erde liegen. Die Spuren ihres Schnabels sind exakt dort, wo das Saatkorn lag. Man findet nur noch Löcher wie eine Perlenkette aneinandergereiht“, beschrieb Peter Wilke, Vorstand der Agrargenossenschaft Hohennauen, ein charakteristisches Schadbild durch Wildvögel.
Den Landwirten entstehen daraus hohe Kosten für ein nötiges Nachlegen der Saat oder für den entgangenen Ertrag. Auch der Preis für den personellen und logistischen Aufwand bei der Durchführung der wenigen möglichen Vertreibungsmaßnahmen, die ihnen im Rahmen des Natur- und Artenschutzes überhaupt bleiben, ist hoch. Anhand der Dokumentation der Ernteerträge in den von Vögeln geschädigten Beständen schätzt Enrico Voigt, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Gülpe, die Verluste bei Roggen, Weizen, Gerste, Erbsen und Mais in diesem Jahr auf fast 100.000 €. Zuzüglich des Personaleinsatzes für die täglichen Vertreibungsmaßnahmen in Höhe von insgesamt 30.000 € verlor der Betrieb durch Vogelfraß allein im laufenden Jahr rund 130.000 €.
Klimatische Veränderungen und der gezielte Vogelschutz im Land Brandenburg trugen zu einer deutlichen Vergrößerung der Wildvogelbestände bei. Rund 22 Prozent der Landesfläche (643.431 ha) sind daneben als spezielle Vogelschutzgebiete ausgewiesen, in denen sie sich sammeln, ernähren und geschützt brüten können. Der sichtbare Erfolg dieser hohen Schutzmaßnahmen, der sich in stabilen, jährlich immer größer werdenden und länger verweilenden Populationen widerspiegelt, führt jedoch zu einer zunehmenden Belastung der Landwirtschaft, die zum Handeln zwingt.
Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes, fasste noch vor Ort die Forderungen des Berufsstandes für eine Verbesserung der Situation zusammen:
„Auch Angesichts des jüngsten Seuchengeschehens mit zahlreichen toten Kranichen und auch harten Konsequenzen für die Geflügelhaltung in Brandenburg ist es an der Zeit, sich dringend über sinnvolle Maßnahmen der Seuchenabwehr zu verständigen. Neben dem Austausch über Gefahren durch hohe Nitratbelastungen durch Vogelkot, steht der Ausgleich von finanziellen Verlusten durch eine Entschädigungsrichtlinie des Landes im Raum, die die immensen Schäden auf unseren Feldern durch gezielten Schutz von Wildvögeln ausgleicht. Wir stehen mit unserer Expertise aus der Praxis bereit für die Erarbeitung eines wirksamen Wildvogelmanagementplans für Brandenburg. Ziel ist es, die wirtschaftliche Balance zwischen einem hohen Schutz von Wildvögeln und der Arbeit auf den Landwirtschaftsbetrieben zu schaffen.“
Bild: Von Kranichen entlang der Drillreihe heraus gepickte Saatkörner, der Keimling wurde verschmäht und sorgfältig neben das Loch platziert
Foto: Hannes Deter, Agrargenossenschaft „Ländchen Bellin“, Ostprignitz