Gemeinsamer Moorschutz statt
überstürzte Versumpfung!

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LBV-Präsident Wendorff fordert Neustart im Planungsprozess um Wiedervernässung

(Berlin, 27.1.2023) Transparente mit den Aufschriften „Moorschutz ja – Versumpfung nein“ und „Regionale Produktion ist klimafreundlich!“ von Landwirtinnen und Landwirten aus Potsdam Mittelmark flankierten das „Brandenburger Moorgespräch“, das der Landesbauernverband heute in der Brandenburg-Halle als letztes von drei agrarpolitischen Stehpodien vor zahlreichen Besucherinnen und Besuchern der Internationalen Grünen Woche durchführte.

Thema des moderierten Zwiegesprächs zwischen Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz in Brandenburg (MLUK) und dem Präsidenten des Landesbauernverbandes, Henrik Wendorff, waren die Wiedervernässungspläne des Landes, die rund 250.000 Hektar der für die landwirtschaftliche Nutzung urbar gemachten Fläche im Land Brandenburg betreffen. Landwirte, Landnutzer, Bürgerinnen und Bürger, die in der Nähe von Niedermooren leben oder sie landwirtschaftlich nutzen, sind seit einem unvorbereiteten Kaltstart von Initiativen des Umweltministeriums zur Wiedervernässung dieser Gebiete vor etwa zwei Jahren im höchsten Maße verunsichert.

„Wir wollen eine Anerkennung der Leistungen der Landwirtschaft, die die Moore im Land landwirtschaftlich nutzbar gemacht haben“, erklärte Präsident Wendorff in seinem Eingangsstatement. „Moore haben Wohlstand und Böden hervor gebracht, die bestellt werden können. Was die Diskussion um deren Wiedervernässung aktuell hervor gebracht hat, ist jedoch nur Unsicherheit.“

Eindrückliches Beispiel eines missglückten Dialoges über die eigentlichen Chancen von Moorschutzmaßnahmen, so sie denn in professionellen Gremien gemeinsam mit den Landwirten, den Wasser- und Bodenverbänden, den Naturschutzverbänden und den Kommunen vor Ort konzipiert würden, sind die Konflikte rund um die Moorniederung Polder Netzen im Landkreis Potsdam Mittelmark. Dessen Wiesen werden u.a. für eine höchst naturnahe Milchrind-Weidehaltung mit einem vergleichsweise hohen Bestand von rund 1.000 Tieren nach irischem Vorbild genutzt. Bei höheren Wasserständen wäre diese Haltung nicht mehr möglich. Ein ansässiger Ökolandbaubetrieb würde mehr als 90 Prozent seiner Flächen für den Gemüseanbau an das Wasser verlieren. Zudem wurden Einwohnern, die Flächen besitzen, durch die vom Umweltministerium beauftragte Arge Klimamoor nachdrücklich der Verkauf ihres Landes nahe gelegt. Geleitet von dem nachvollziehbaren Ziel, über möglichst viel Fläche für hydrologische Analysen und Anstauungsmaßnahmen verfügen zu können, um die Wiedervernässung trocken gelegter Gebiete als effizienteste Maßnahme der Kohlenstoffsenke voran zu treiben, blieb Feinfühligkeit und Vorsicht im Umgang mit den Ortsansässigen auf der Strecke. Die heute gezeigten Transparente der Mittelmärker legten über diese Missverständnisse und offenen Fragen rund um die Vernässungsmaßnahmen des Landes Zeugnis ab.

„Das Umweltministerium macht es sich zu einfach, wenn es auf Vereinbarungen und Abkommen auf Bundesebene zu Klimaschutzzielen verweist, die verabredet wurden, ohne Landwirtschaft und Dorf mitzunehmen. In einem gemeinsamen Diskurs müssen wir wichtige Dinge im Vorfeld klären: Welche Flächen bringen tatsächlich die gewünschten Klimaeffekte? Welche Wertschöpfung findet derzeit statt und was wird benötigt, diese im Zuge von Moorschutzmaßnahmen zu erhalten? Hier müssen wir genau ins Land schauen. Wir können nicht 250.000 Hektar vorhalten, ohne diese Fragen vorher geklärt zu haben. Wir brauchen einen Neustart beim Moor“, forderte der Präsident im Gespräch ein.

„Unsere oberste Zielstellung ist es, die CO2-Emissionen aus bewirtschafteten Mooren durch Wiedervernässung zu senken“, erläuterte der Umweltminister die Beweggründe beim Voranschreiten in Sachen Klimaschutz. „Gemeinsam mit den Landwirten wollen wir eine weitgehende Reduktion der Emissionen nach dem Grundsatz der Freiwilligkeit erreichen. Ziel ist es dabei nicht, die Moore aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen, sondern sie anders zu bewirtschaften. Wir fangen nicht an, wieder zu vernässen, bevor wir nicht wissen, ob und wie die weitere Wertschöpfung funktioniert. Mit unserer Förderung von kompatibler Technik für Moornutzung haben wir den Anfang gemacht. Doch ich stimme Herrn Wendorff zu, dass wir hier vor einem Mammutprojekt stehen, das Milliarden kosten wird, die nicht allein aus Landesmitteln kommen können. Für die Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens müssen wir in der Diskussion bleiben.“

In aller Kürze und trotz seines zwanglosen Formats offenbarte das Brandenburger Moorgespräch, dass die Landwirte zukunftsweisende Ansätze des Moorschutzes in den aktuellen Plänen des MLUK schwer vermissen. Stattdessen dominieren Konzepte, die die bisherigen Produktions- und Bewirtschaftungsformen verdrängen. Das ist gerade für Betriebe, die seit Generationen in den Niedermooren wirtschaften und ihre Unternehmung an die nachfolgende Generation weiter geben möchten, schwer zu ertragen. Ein Neustart in Sachen Moor, der diese Aspekte gleichberechtigt neben den Klimaschutzzielen mit berücksichtigt, ist mehr als überfällig.