Zwischen Auslaufmodell und
Zukunftsbauer

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Meike Mieke

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In Klausur mit Landwirtschaftsminister Axel Vogel bestehen Brandenburgs Bauern auf Klimaschutz mit Bodenhaftung

(Seddiner See, 13.10.2023) Auf seiner jährlichen Klausurtagung gemeinsam mit dem Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Axel Vogel, der Staatssekretärin Anja Boudon sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Leitungsebene des MLUK, betonte der Landesbauernverband gestern erneut sein Rollenverständnis als Partner für den Klimaschutz.

„Wenn sich die Klimakleber der „Letzten Generation“ im gesellschaftlichen Diskurs äußern, gelten sie per se als Klimaschützer. Hinterfragen wir Landwirte die Umsetzbarkeit von Klimamaßnahmen, gelten wir als Blockierer“, beschreibt Präsident Henrik Wendorff die aktuelle Wahrnehmung des Verbandes. „Wir müssen jedoch für unsere Mitglieder die Tragfähigkeit von Klimaprogrammen wie Moorschutz und Wiederaufforstung für die Landwirtschaft abprüfen, da sie unser Hauptproduktionsmittel – den Boden, unsere Flächen – direkt betreffen. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen können wir diesen nicht einpacken und woanders wieder aufbauen.“

Hintergrund dieser Schutzhaltung des Verbandes sind die von der Arge Klimamoor koordinierten Maßnahmen des Moorschutzprogramms des Landes. Sie werden in einigen Projektregionen erfolgreich mit den auf Moorstandorten wirtschaftenden Landwirten umgesetzt, stoßen in anderen Konstellationen jedoch auf erheblichen Widerstand, da eine Anstauung der Ackerflächen die derzeitigen Bewirtschaftungskonzepte der betroffenen Betriebe aushebeln würde. Im Zuge der Aussprache mit dem Minister u.a. zu den Plänen im Moorschutzprogramm unterstrich dieser ein weiteres Mal, dass „Ackerbau auf Moorstandorten ein Auslaufmodell“ sei. „Wir orientieren uns auf Grünlandwirtschaft und Moor schonende Stauhaltung auf diesen Flächen“, betonte er.

Derart umwälzende Klimaschutzmaßnahmen müssen zwingend mit einer sozioökonomischen Folgenabschätzung einher gehen, so der Appell der Vertreterinnen und Vertreter des LBV-Präsidiums an den Minister. Anke Herrmann, Abteilungsleiterin Wasser und Bodenschutz im MLUK, verteidigte den Ansatz, im Zuge der laufenden Pilotprojekte diese Folgeneinschätzungen bezogen auf den jeweils eingebundenen Betrieb zu erarbeiten und warb für die weitere enge Zusammenarbeit mit den Landwirten.

„Die Alleinstellungsmerkmale der landwirtschaftlichen Unternehmen wie Bodenständigkeit, Wertschöpfung im ländlichen Raum als auch Lebensmittelproduktion vor der Haustür geraten vor dem Hintergrund der Klimaziele Deutschlands in den Hintergrund“, zieht der Präsident Wendorff ein Fazit der intensiven Diskussion. „Wir sind als Erzeuger von Lebensmitteln ersetzbar, denn Lebensmittel werden ohne Not aus anderen Ländern zu uns importiert, nachdem sie dort unter nicht immer besseren Bedingungen hergestellt wurden. Das weiß die Politik, das weiß die Gesellschaft“, legt er offen dar. „Doch diese Ersetzbarkeit birgt auch Risiken. Sie konterkariert die aktuellen Bestrebungen der wirtschaftlichen Unabhängigkeit Deutschlands.“

Die Klausur offenbarte: Brandenburgs Bauern vollziehen mit ihrer kritischen, jedoch äußerst regen Mitarbeit bei der Umsetzung der Klimaziele der Landesregierung derzeit einen Wechsel ihres Rollenverständnisses vom Ernährungssicherer zum Lösungsanbieter. Dieser Wechsel der Denkmuster wird seit 2020 auf allen Verbandsebenen mit dem Begriff #ZukunftsBauer überschrieben. Zukunftsbauer können jedoch nur Vorbildwirkung für die Mitgliedschaft entwickeln – so das Ziel -, wenn ihre Lösungsvorschläge gehört und angenommen werden. Eine knapp 100seitige gebundene Dokumentation der fachlichen Verbandsarbeit mit einer Fülle von Lösungsangeboten, die der Ministeriumsleitung gestern übergeben wurde, belegt die Komplexität und die Langwierigkeit eines solchen Dialogprozesses.