Auch wenn Sie den Gedanken, vielleicht einmal ein Pflegefall zu werden, gerne verdrängen: Tatsächlich kann es jeden treffen, zu jeder Zeit. Dabei werden nicht nur Sie, sondern auch Ihre Angehörigen vor große organisatorische und vor allem finanzielle Herausforderungen gestellt. Im Jahre 2019 waren bereits rund 4,25 Mio. Menschen pflegebedürftig. Doch erst rund viereinhalb Prozent aller Deutschen haben eine private Pflegezusatzversicherung abgeschlossen.

Frau Ohm, als Gesellschafts-Tierärztin der R+V Versicherung haben Sie täglich Krankengeschichten von Pferden auf dem Tisch, die sie prüfen und bewerten. Warum haben Sie diesen Fall mitgebracht? „Die meisten Menschen denken bei einer Operationskostenversicherung für Pferde als erstes an die Kolik-OP, die ausreichend versichert sein soll. Grundsätzlich auch richtig, sie kommt am häufigsten vor. Aber diese hohe Absicherung alleine macht noch lange keine gute Versicherung aus. Aus der Erfahrung heraus weiß ich, dass es genauso wichtig ist, Frakturen, Sehnen-, Bänder- oder Muskelrisse sowie Eingriffe im Zahn- und Kieferbereich ausreichend abgesichert zu wissen. Auch moderne Operationsverfahren, wie beispielsweise endoskopische Operationen sollten im Leistungspaket eingeschlossen sein. Pferde sind ein geliebter Freizeitpartner beim Ausritt ins Gelände oder Teamplayer im Turniersport. Sie haben natürlich einen hohen ideellen Wert, stellen aber auch objektiv einen Vermögenswert dar, der gegen diverse Gefahren abgesichert werden sollte. So werden finanzielle Verluste minimiert bzw. Operationen ermöglicht, die ohne eine Versicherung nicht möglich wären.

In diesem Fall geht es um eine Fraktur, die eine große Operation mit langer Nachbehandlungszeit nach sich zog. Die Stute war dabei, eine erfolgversprechende Springprüfung abzulegen. Am letzten Sprung passierte es: sie kam falsch auf und zog sich dabei eine Fraktur am linken Hinterbein zu. Dadurch war sie nicht mehr in der Lage, das Bein zu belasten. Es war frakturiert, also angebrochen. Der Tierarzt vor Ort übernahm direkt die Erstversorgung und stabilisierte das Pferd. Nur so war die Stute überhaupt bis in die Spezialklinik nach Belgien transportfähig.“ Spezialklinik - und dann auch noch im Ausland. Das klingt erstmal sehr exklusiv. Ist das versichert?

„Das macht den Fall so interessant. Hier stecken eine Menge „weicher“ Tarifmerkmale drin, die eine Operationskostenversicherung zu einem guten Produkt machen. Freie Wahl der Tierklinik ist ein wichtiger Punkt für Pferdebesitzer und sollte selbstverständlich mitversichert sein. Auch dann, wenn die Klinik im Ausland liegt. Zum Glück war diese spezialisierte Klinik nicht allzu weit vom nordrhein-westfälischen Turnierplatz entfernt. Die Stute war in einem kritischen Zustand und die Frage einer Nottötung stand durchaus im Raum.“

Nottötung - was muss ich mir darunter vorstellen?

„Nottötung heißt, dass ein Pferd nicht mehr geheilt werden kann und somit von seinen Leiden erlöst wird. Das klingt furchtbar, ist aber durchaus im Sinne des kranken oder verletzten Tieres. Neben dem emotionalen Verlust ist es auch ein finanzieller, den man über eine Tierlebenversicherung absichern kann. Hier wird der Wert des Pferdes versichert, der dann zur Auszahlung kommt, wenn das Pferd durch eine Krankheit oder Unfall stirbt oder notgetötet werden muss. Die Stute in diesem Fall ist eine echte Kämpferin. Auch darauf kommt es an, damit eine Operation gelingt.“

Wie läuft so eine brisante Operation ab?

„Die Ärzte in der Klinik haben sich anhand der ersten Röntgenaufnahmen noch am Turnierplatz ein Bild von der Fraktur gemacht und in Aussicht gestellt, dass sie einen solchen Bruch operieren könnten. Die Erleichterung der Besitzerin können Sie sich sicher vorstellen. Mit unserer Rücksprache haben auch wir als Versicherer dem heiklen Fall zugestimmt. Vor Ort haben die Tierärzte sich davon überzeugt, dass sie die Stute durchaus retten können. Dann wurde sie operiert. Drei Stunden hat es insgesamt gedauert. Die Narkose ist dabei fast das größte Risiko. Aber dann war klar, sie hat es geschafft.

Inzwischen steht sie in der Klinik und wird Tag und Nacht überwacht. In einem Swinglifter, eine Art Tragegurt, werden die gesunden Beine entlastet. Die Gefahr, dass eine Krankheit heilt und dafür eine andere ausbricht ist groß. Hufrehe ist bei einseitiger Belastung ein großes Risiko und würde alle Anstrengungen zu Nichte machen.“

Was kostet so eine Operation?

„4.500 EUR muss man mit Voruntersuchung und Operation schon einkalkulieren. Dazu kommen noch die Kosten der Nachsorge, die bei einer 14-tägigen Kostenübernahme schon bei 5.500 EUR liegen können.“

Wie lange wird es dauern, bis die Stute wieder belastbar ist?

„Zunächst ist es ein riesen Erfolg, dass die Stute lebt und sie den Klinikaufenthalt inkl. OP und Swinglifter so gut meistert. Wenn sie wieder in ihrem Heimatstall ist, wird sie ein gutes halbes Jahr nur etwas Schritt gehen dürfen. Erst nach weiteren sechs Monaten kann wieder an ein erstes Training gedacht werden. Ob sie wirklich in den großen Turniersport zurückkehrt bleibt fraglich, aber eine Kämpferin ist sicher auch eine gute Mutter.“ Das ist doch ein schöner Schlusssatz. Frau Ohm, ich danke Ihnen für dieses Interview.

Sprechen Sie mit uns!
Wir beraten Sie ausführlich und finden das für Sie passende Versicherungspaket.

R+V Allgemeine Versicherung AG, AgrarKompetenzCenter, Raiffeisenplatz 1, 65189 Wiesbaden