Potenzial auf den Parzellen

Pressemeldung

Blick auf die Parzellen (Parzellentag 2021) Foto: JDelbrügge

LBV-Pressestelle

Meike Mieke

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2. Infotag an den Parzellen belegt Chancen neuer, klimaverträglicherer Kulturen am Standort Brandenburg

(Teltow, 16.6.2022) Auf mehr als 60 Versuchsparzellen im MAFZ Erlebnispark Paaren im Glien nahmen Landwirte und Fachleute gestern in Augenschein, was unter veränderten klimatischen Bedingungen auf dem sandigen Boden der Mark wachsen kann. Klassiker wie Luzerne, Kartoffeln oder Gerste trafen auf Anbauversuche mit Rispenhirse, Quinoa, Amaranth, Kichererbse oder gar Süßkartoffel.

Ziel dieser Kulturen-Zusammenführung an einem typisch brandenburgischen Standort war es, das Potenzial neuer, Wärme liebender und trockentoleranterer Kulturen für den Anbau im eigenen Betrieb unter den Maßgaben Standortbedingungen, Anbautechnik, Wirtschaftlichkeit auszutesten.

Das Interesse der Landwirte galt daher insbesondere den Demonstrationen der Berufskollegen, die im eigenen Betrieb mit alternativen Kulturen arbeiten und vor Ort ihre Erfahrungen mit Bodenvorbereitung, Saatgut, Pflanzenschutz, Nutzung und Vermarktung teilten. Im Fokus standen Waldstaudenroggen, Kichererbse, Körnererbse, Topinambur, Süßkartoffel, Öllein, Hanf oder für die Tierfütterung genutzte Leguminosen wie Serradella, Erbsen und Soja. Sie sind auf Betriebsflächen in Brandenburg, Niedersachsen und Bayern bereits fest in die Fruchtfolge eingegliedert, wurden vermarktungsfähig oder ergänzen die eigenen Futterbestände.

Die Ausrichtung des Infotags an den Parzellen auf klimaresistente Kulturen auf dem Acker bezeugt den Veränderungswillen, die Experimentierfreude und den Innovationsgeist von Brandenburgs Landwirten bei der Meisterung der Herausforderungen des Klimawandels. Sie schlagen den Weg des im eigenen Betrieb gestalteten aktiven Klimamanagements mit alternativen Kulturen ein, die als Nischenprodukt jedoch noch keinen relevanten Beitrag im Unternehmen leisten können. Hierfür muss das Land bessere Rahmenbedingungen zum Beispiel in Form einer vollumfänglichen Leguminosenförderung schaffen, die den außerordentlichen ökologischen Mehrwert der Pflanzen zur Einsparung von Nitratdüngern, zur Bodenverbesserung und zum Insektenschutz ausschöpft.

Es bedarf insgesamt weitaus spürbareren politischen Willen für gezielte, praxisnahe Programme, die das unternehmerische Risiko bei der Entwicklung einer klimabewussten Kulturenvielfalt in der Landwirtschaft abfedern und die Betriebe resilienter für die Herausforderungen des Klimawandels machen.

Der Infotag an den Parzellen ist ein gemeinsames Projekt des LBV mit der Koordinierungsstelle Versuchswesen des ILU e.V. unter dem Motto "Landwirtschaft im Dialog", gefördert durch das Land Brandenburg.

Hintergrund

Das fünfte Jahr in Folge ist das ohnehin niederschlagsarme Brandenburg von extremer Frühjahrstrockenheit betroffen. Von Mitte März bis Ende Mai bleibt der Regen aus. In dieser Phase ist jedoch der Wasserbedarf der Pflanzen für ihre Entwicklung am größten. Die fehlende Wasserverfügbarkeit führt zu erheblichen Qualitäts- und Ertragseinbußen in den hierzulande üblichen Anbaukulturen wie Weizen, Gerste, Roggen, Raps, Sonnenblumen, Kartoffeln und Mais.

Die Niederschlagsmenge im Land Brandenburg liegt ca. 200 mm/qm unter dem Bundesdurchschnitt. Zudem zählt Brandenburg zu den wärmsten Bundesländern. Entsprechend hoch ist die Verdunstung und deren Auswirkung auf den Wasserhaushalt im Boden. Um dem Klimawandel zu begegnen, verfeinern Landwirte neben der Erprobung neuer, trockenverträglicherer Kulturen auf dem Acker die Methoden ihrer Bodenbearbeitung mit größtmöglicher Bodendeckung bei gleichzeitiger Einsaat und Förderung der Pflanzenentwicklung.